Der Paddock Trail: Die Welt der Wildpferde als Vorbild

In der Pferdehaltung gibt es einen neuen Trend: den Paddock-Trail. Dieses in Amerika entwickelte Konzept beginnt sich in den letzten Jahren auch in Europa immer mehr durchzusetzen. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff und warum wird dieses Konzept immer beliebter? Hier sind die Fakten.

Die Grundidee des Paddock-Trail-Konzepts ist einfach: durch eine möglichst natürliche Haltung sollen die Pferde gesund und vital bleiben. Viele der heutigen Haltungskonzepte berücksichtigen diese Idee jedoch praktisch nicht und stehen damit den natürlichen Verhaltensweisen des Lauftieres Pferd stark entgegen. Das Ergebnis sind kranke Tiere, die tragischerweise heute als normal wahrgenommen werden, weil man Pferde gar nicht mehr anders kennt.

Die Idee zu einer natürlicheren Pferdehaltung geht auf den amerikanischen Hufschmied Jamie Jackson zurück. Dieser beobachtete zwanzig Jahre lang das Verhalten der amerikanischen Wildpferde. Er fragte sich, was die Gründe für die ausgezeichnete Hufgesundheit dieser Tiere sind und warum sie allgemein weniger Probleme hatten mit Krankheiten, die in der Pferdehaltung alltäglich sind. Jackson stellte fest, dass dies abhängig war von den Lebensumständen, in denen die Pferde sich befanden. Außerdem bemerkte er, dass nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Fläche, die den Pferden in den weiten amerikanischen Ebenen zur Verfügung stand, von den Tieren “verwendet” wurde und sie immer die gleichen Wege benutzten.

Als Jackson versuchte, diese natürlichen Gegebenheiten zu simulieren, zeigten sich schnell Ergebnisse. Die Hufe seiner Pferde wurden robuster und widerstandsfähiger und er stellte auch Verbesserungen im Bereich der Grundkonstitution, des allgemeinen Gesundheitszustandes und der Bewegungsfreude fest.

Wie sieht nun ein Paddock Trail aus?

Es handelt sich dabei um Wege für Pferde, die vielfältige Bewegungsmöglichkeiten bieten. Je abwechslungsreicher diese sind, desto besser. Die Trails werden mit Hilfe von zweireihig aufgestellten Weidezäunen angelegt, die zwischen drei und zehn Metern breit sind, je nach Bodenbeschaffenheit und Anzahl der Pferde.

Die engen Pfade erhöhen die Eigendynamik auf dem Trail ebenso wie die Funktionsbereiche (Tränke, Unterstand, Futterraufe, Leckstein, …), die einzeln auf dem ganzen Trail verteilt sind. Abwechslungsreiche Bodenverhältnisse, wie etwa Kies, Naturboden, Hackschnitzel, Holzstämme und grobe Gesteinsbrocken sowie Steigungen, Gefälle und nach Möglichkeit Wasserfurten erhöhen die Achtsamkeit und Trittsicherheit der Tiere . Schwierige Bodenverhältnisse wie Gesteinsbrocken sind ausdrücklich erwünscht, denn sie steigern nicht die Verletzungsgefahr, sondern verbessern vielmehr Koordination und Hufgesundheit.

Pferde sind Fluchttiere und dafür gemacht, sich zu bewegen. Das ist wichtig für ihre körperliche und geistige Gesundheit. Werden sie im Trail gehalten, verändert sich ihr Verhalten, sie blühen regelrecht auf. Sogar langjährige, gesundheitliche Probleme können verschwinden. Das liegt einfach daran, dass der Trail die Pferde zu ständiger Bewegung anregt.

Eine Ausrede für Pferdehalter, sich nicht mehr um die Tiere zu kümmern und sich auf die faule Haut zu legen, ist das aber nicht. Regelmäßiges Training ist immer noch wichtig, weil der Trail nicht das ganze Bewegungsbedürfnis der Pferde abdecken kann.

In der modernen Pferdehaltung sollte die Welt der Wildpferde das Vorbild sein und natürliche Gegebenheiten so gut wie möglich nachgeahmt werden. Das funktioniert wegen des Nutzungsanspruchs durch den Menschen natürlich nicht zu 100 Prozent, aber für eine artgerechte Pferdehaltung stellt der Paddock Trail eine vielversprechende Alternative dar.