Wer Köpfchen hat, trägt Helm!

Rund 5.000 Österreicherinnen und Österreicher verletzen sich durchschnittlich pro Jahr beim Reiten (Kuratorium für Verkehr 2010). In Deutschland treten pro Jahr – nach Statistiken der Versicherungen – zwischen 20.000 und 35.000 Reitunfälle auf. Und in der Schweiz sind es ca. 6600 Unfälle pro Jahr, die durch den Pferdesport ausgelöst werden (Quelle: Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu, Bern 2011). Reiten ist also prinzipiell nicht der ungefährlichste Sport!

Etwa zwei Drittel der Unfälle passieren bei Stürzen vom Pferd, mehr als ein Viertel bei Zusammenstößen mit Ästen oder Zäunen, aber auch mit Fahrzeugen. Acht von zehn Verletzten sind übrigens Frauen. Die Folgen sind Brüche, Prellungen oder Gehirnerschütterungen. Fakt ist, dass rund ein Viertel (!) aller Blessuren den Kopf betreffen (der Anteil der Gehirnerschütterungen bei Reitunfällen ist damit doppelt so hoch wie beim Schifahren!).

Selbstverständlich kann ein Helm nicht vor bei allen Unfallarten schützen – Experten sind sich jedoch einig, dass durch das Tragen eines ordnungsgemäß befestigten Sicherheitshelmes das Risiko schwerer Schädel- oder Hirnverletzungen deutlich verringert werden kann.
Denken wir doch an den schweren Reitunfall der US-Amerikanerin Courtney King-Dye im März 2010 zurück: Nachdem ihr Pferd am Abreitplatz ausgerutscht war, lag sie mit schweren Kopfverletzungen wochenlang im Koma und kämpfte ums Überleben. Sie trug damals keinen Helm. Ganz erholt hat sie sich davon bis heute nicht.

Dieser tragische Unfall war einer der Gründe, warum Kanada als erstes Land der Welt eine generelle Helmpflicht für Dressurreiter einführte,  die für alle Altersgruppen, Turnierkategorien und Prüfungslevels gilt – mit 1. Jänner 2012 trat sie in Kraft. Kanada wird nicht das letzte Land der Welt sein, das diese Pflicht durchsetzt, eine allgemeine Helmpflicht bei Events des Weltverbands (FEI) ab 2013 gilt als beschlossene Sache …

Für Hobbyreiter in Österreich, Deutschland und der Schweiz gibt es diese Helmpflicht. nicht – Experten und Sportverbände sprechen jedoch nachhaltige Empfehlungen aus. Bleibt die Frage, warum so viele Reiterinnen und Reiter trotzdem keine Helme tragen…? Ein österreichisches Pferdemagazin führte dazu vor kurzem auch eine Umfrage durch und fragte ab, warum sogar beim Dressurreiten kein Helm getragen würde – immerhin 54 Prozent antworteten daraufhin mit: „Ich trage sehr wohl einen Helm!“ Die restlichen 46 Prozent jedoch erklärten, damit zu schwitzen, schlecht auszusehen oder einfach gar nicht daran zu denken, einen Helm aufzusetzen!

Dabei gibt es bereits modisch flotte, gut sitzende und vor allem leichte Helme, die den Sicherheitsstandards trotzdem entsprechen, auf dem Markt.
Fahrradhelme sind übrigens ungeeignet fürs Reiten, da sie anders geschnitten sind. Die Fallhöhe und damit der Aufprallwinkel sind beim Radfahren und beim Reiten nämlich viel zu unterschiedlich. Außerdem kommt beim Reiten das Risiko dazu, dass der Kopf von einem Pferdefuß getroffen wird. Auf eine solche Belastung ist ein Fahrradhelm nicht ausgelegt.

All jenen, die unbelehrbar immer noch ohne Helm Reitsport betreiben, sei der Video-Appell von Courtney King-Dye im Internet (youtube: Riders4helmets) ans Herz gelegt: Man sieht, wie ihr das Reden schwerfällt, wie sie sich konzentrieren muss. Sie wünscht sich, sagt sie, dass ihr Schicksal „auch einen positiven Effekt hat“, nämlich jenen, dass vielen schweren Kopfverletzungen künftig durch Helmtragen vorgebeugt wird!